Windpocken ansteckend

Windpocken – auch Feuchtblattern oder Varizellen genannt – gelten als harmlose Kinderkrankheit. De facto handelt es sich dabei um eine hochansteckende Infektionskrankheit, bei der sich juckende Bläschen auf der Haut und auf den Schleimhäuten bilden. Der auslösende Varizellen-Zoster-Virus wird durch Tröpfchen- und Schmierinfektion übertragen – und das bereits zwei Tage vor dem sichtbaren Ausbruch des Hautausschlags. Aus diesem Grund erkranken im selben Haushalt Geschwisterkinder häufig nacheinander an Windpocken.1

Gar nicht harmlos

Es gibt gute Gründe, warum ein Impfstoff gegen eine angeblich harmlose Erkrankung entwickelt wurde. Schwere Krankheitsverläufe mit Entzündungen von Gehirn und Hirnhäuten (Meningoenzephalitis), Lungenentzündung (Pneumonien), Entzündung der Leber (Hepatitis) und bakterielle Infektionen sind möglich. Das Risiko, Varizellen-Komplikationen zu entwickeln, ist bei Erwachsenen im Vergleich zu Kindern erhöht, besonders schwer können sie bei Personen mit beeinträchtigtem Immunsystem und Schwangeren verlaufen. Eine Varizellen-Erstinfektion in der ersten Schwangerschaftshälfte kann in ein bis zwei Prozent der Fälle zum Auftreten eines sogenannten „fetalen Varizellensyndroms“ führen, das mit Tod des ungeborenen Kindes im Mutterleib (intrauterinem Fruchttod), Missbildungen des ungeborenen Kindes, Hautschäden, neurologischen Schäden, Veränderungen der Augen und einer erhöhten Sterblichkeit in den ersten Lebensmonaten einhergehen kann. Bei einer Erstinfektion der Mutter um den Geburtstermin können beim Neugeborenen lebensbedrohliche Windpocken auftreten, die unbehandelt bei einem von fünf Neugeborenen tödlich enden. Windpocken sind also keine harmlose Infektionskrankheit.1

Bis zu 20 % der Erwachsenen entwickeln als Komplikation eine Lungenentzündung, die einige Tage nach Beginn der Erkrankung auftreten kann. Besonders betroffen davon sind Schwangere. Am schwersten verläuft die Erkrankung bei Neugeborenen, deren Mutter selbst keine Varizellen-Immunität besitzt. Bis zu 30 % von ihnen sterben.2

Ob Risikogruppe für Windpocken oder ältere Menschen, die an Gürtelrose leiden – Windpocken sind nicht harmlos.

Und dann auch noch Gürtelrose

Eine weitere mögliche Komplikation kennen vor allem ältere Menschen nur zu gut: Nach durchgemachten Windpocken verbleiben die Varizella-Zoster-Viren lebenslänglich im Körper bestehen. Werden diese wieder aktiviert – zum Beispiel durch Schwächung des Immunsystems –, so kann es zur Gürtelrose (Herpes Zoster) kommen.1 Das Krankheitsbild der Gürtelrose betrifft etwa jeden dritten Österreicher zumindest einmal im Leben. Bei einer Erkrankung kommt es zum Auftreten eines Hautausschlags, der aussieht wie jener der Feuchtblattern, allerdings auf ein klar begrenztes Hautgebiet beschränkt ist. Weitere mögliche Krankheitszeichen sind Schmerzen und/oder Missempfindungen im betroffenen Bereich, Fieber, Lichtscheu, Kopfschmerzen, Lymphknotenschwellung und reduzierter Allgemeinzustand. Als Folgen der Gürtelrose treten oft monatelang dauernde, heftige und schlecht behandelbare Schmerzzustände auf (postherpetische Neuralgie).2

Ob Risikogruppe für Windpocken oder ältere Menschen, die an Gürtelrose leiden – Windpocken sind nicht harmlos. Mithilfe einer Impfung können jedoch eigene Komplikationen und jene von Mitmenschen, die zu einer Risikogruppe gehören, verhindert werden.

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Trotz all der hitzigen Diskussionen, wer sich impfen lassen möchte und wer wann an die Reihe kommt, darf nicht vergessen werden, dass es auch eine Bevölkerungsgruppe gibt, die das gerne möchte, aber nicht darf. Verschiedene Gründe können eine Impfung unmöglich machen.