Herdenimmunität und Familie

Für Kinder stellen in den meisten Fällen Windpocken kein allzu großes Problem dar – für ihre ungeborenen Geschwister können sie lebensbedrohlich sein. Ähnliches gilt für Röteln, die bei Ungeborenen unter anderem Herz- und Gehörschäden verursachen können. Auch kommen Teenager und junge Erwachsene meist mit Influenza halbwegs gut zurecht – für ihre Großeltern ist die Influenza viel zu oft tödlich.1

Die Gründe, warum Menschen sich nicht impfen lassen können, sind vielfältig. So sind zum Beispiel Babys für manche Impfungen noch zu jung. Auch eine Schwangerschaft oder eine chronische Krankheit können Gründe dafür sein, dass Menschen bestimmte Impfungen nicht bekommen können. Diese Personen sind dann besonders darauf angewiesen, dass ihr Umfeld ihnen durch eine entsprechend hohe Impfrate Schutz vor Ansteckung mit dieser Krankheit bietet. Auf diese Weise trägt der Impfschutz des Einzelnen zum Schutz der Gemeinschaft bei. Die Herdenimmunität soll davor schützen, dass aus der Infektion von wenigen die Ansteckung von vielen weiteren resultiert. Sie wird erzielt, wenn so viele in der Gruppe durch Impfung (oder frühere Erkrankung) immun gegen die Krankheit geworden sind, dass jede Infektionskette schnell wieder abbricht. So kann sich die Krankheit nicht weiter ausbreiten und auch Nicht-Geimpfte sind geschützt.1

Familiäre Herdenimmunität

Auch innerhalb der Familie, in der man sich nahe ist, kuschelt, küsst und daher Ansteckungen besonders leichtes Spiel haben, macht Herdenimmunität Sinn. Es sind nämlich nicht nur die Kinder, sondern gerade auch Erwachsene und Senioren, denen Impfungen zu empfehlen sind. Ihr Immunsystem fährt mit zunehmendem Lebensalter die Aktivität herunter, der Impfschutz sollte daher ab dem 18. Lebensjahr immer wieder aufgefrischt werden: Alle zehn Jahre ist eine Auffrischimpfung gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis und Polio durchzuführen, außerdem sind Impfungen gegen Influenza, Pneumokokken und Herpes Zoster vorgesehen.2

Impfschutz Familie

Der Impfschutz von Erwachsenen ist außerdem wichtig, um andere zu schützen. Und hier sind vor allem Neugeborene und im Speziellen die Frühgeborenen zu nennen. Denn obwohl Neugeborene nach der Geburt über einen sogenannten „Nestschutz“ verfügen, ist dieser mit Einschränkungen verbunden: Bei Masern, Mumps und Röteln beispielsweise ist die Antikörper-Übertragung bei geimpften Müttern (die diese Erkrankungen nicht durchgemacht haben) nicht ausreichend; außerdem sind die Antikörper in der Regel nach drei bis sechs Monaten abgebaut. Gegen Keuchhusten wiederum besteht überhaupt kein Nestschutz, wenn die Mutter keine ausreichenden Antikörper gegen die Erkrankung hat.2 Das gesamte Umfeld von Neugeborenen sollte daher geimpft sein.

Umgekehrt können Kindergartenkinder sowohl eine Gefahr für die Älteren als auch Säuglinge oder Schwangere in der Familie darstellen, beispielsweise bezüglich Pneumokokken und Influenza. Die Pneumokokken-Impfung wird für über 50-Jährige empfohlen, da dann das Risiko für schwere Erkrankungen deutlich ansteigt. Bei der Influenza sind Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen ab 65 Jahren wiederum besonders gefährdet: Laut Impfplan fallen mehr als 60 Prozent aller Influenza-assoziierten Hospitalisierungen und rund 90 Prozent der Todesfälle in diese Altersgruppen, und vor allem bei Schwangeren ist ein hohes Komplikations- und Hospitalisierungsrisiko zu beobachten.2

Es geht also nicht nur um den Schutz des Einzelnen, über den er selbst entscheiden kann, sondern eben diese Impfungen schützen wiederum andere. Innerhalb der Familie sollte es selbstverständlich sein, dass wir uns gegenseitig schützen.

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Experten entscheiden jedes Jahr darüber, welche Krankheiten besondere Anstrengungen zur Reduktion des Risikos erfordern. Für 2020 waren das Keuchhusten, Masern und Influenza, für die höhere Durchimpfungsraten erforderlich sind.